Altenkirchen
Ortsteil Altenkirchen
Ursprung des Dorfes war die Kirche, auf die schon der Name hinweist. Es handelt sich um eine Sendkirche, die im Wechsel der Zeiten den Bistümern Speyer, Mainz und Trier zugehörte. Sie hatte die Aufgabe, die umliegenden Siedlungen seelsorgerisch und organisatorisch zu betreuen und ist zum ersten Mal in einer Urkunde von 1294 erwähnt. Doch kann man davon ausgehen, dass die Anfänge noch weiter zurückliegen.
Durch das Mittelalter spielt die Cent Altenkirchen in unserem Raume eine nicht unbedeutende Rolle. Wahrscheinlich gehörte sie zu den Einrichtungen aus karolingischer Zeit, als die Gaugrafen im Auftrage des Herrschers zu bestimmten Zeiten Gerichtstage abhielten und Naturalabgaben entgegennahmen. Somit konnten auch die ersten Kirchenfürsten unter dem Schutze des Kaisers hier ihre Missionstätigkeit ausüben und ein Glaubenszentrum gründen.
Um 1400 sollen elf Orte zum Bezirk Altenkirchen gehört haben. Es werden die Dörfer Ahrdt, Bischoffen, Günterod, Mudersbach, Niederweidbach, Oberweidbach und Oberlemp genannt. Jedoch liegt kein schriftliches Zeugnis darüber vor. Mit dem Verfall der weltlichen Macht und dem Übergang an kleinere Dynastien wurde die Cent Altenkirchen lange Zeit zum Streitobjekt zwischen den Grafen von Solms und den Herren von Bicken, bis Solms offiziell für die nächsten Jahrhunderte das Patronat übernahm.
Aus der alten Bestimmung als Gerichtsort blieb noch ein Vogteigericht bestehen, das so genannte “Erbsengericht”. Unter dem Vorsitz des Vogteischultheißen als Vertreter des Grafen tagte es jeweils vom Donnerstag bis zum Samstag vor dem Michaelissonntag.
Sechs Schöffen kamen aus den Dörfern des solmsischen und sechs aus den Dörfern des hessischen Gebietes, damit die Gleichheit bewahrt blieb. Am ersten Tage wurde unter Einhaltung vorgeschriebener Zeremonien der Vogteieid geleistet. Anschließend bekamen die Männer einen großen Löffel gekochter Erbsen nebst Zubrot und Getränk als Labung. An den beiden folgenden Tagen saß man zu Gericht über verschiedene Vergehen und nahm die fälligen Abgaben entgegen.
Mit der Auflösung des Gerichtes sank auch die Bedeutung des Ortes immer mehr ab.
Eine große Notzeit kam während des Siebenjährigen Krieges. 1762 brannten in Altenkirchen 30 Gebäude nieder. Im folgenden Jahr schleppten die Kriegsvölker eine Viehseuche ein, so dass innerhalb von zwei Monaten 100 Rinder eingingen. Es dauerte lange, bis man materiell über diese Unglücksfälle hinwegkam. Noch etwa um 1700 beklagt sich der damalige Pfarrer über die große Armut und die Verrohung der Sitten.